29. Oktober 2025

2024er vs. 2012er Lerchenberg Müller-Thurgau

Ein ganz besonderer Weinabend: Unsere Nachbarn und mittlerweile sehr guten Freunde haben letztes Jahr geheiratet. Ohne es zu wissen an unserem Hochzeitstag. Als mir auf Arbeit (Staatsweingut Meersburg) eine Flasche 2012er Lerchenberg Müller-Thurgau in die Hände kam, war die Idee sofort geboren, einen Weinabend zu veranstalten, bei dem wir unsere Hochzeitsjahre mit Wein vergleichen.

Es hat etwas gedauert bis dieser Abend, letztendlich sehr spontan, zustande kam. So ist es ein herbstliches Menü mit Apfel und Kürbis geworden. Sehr passend, auch wenn man bei Herbst nicht immer an Müller-Thurgau denkt.

Der 2024er Lerchenberg Müller-Thurgau ist frisch, wie die meisten Weine am See. Fein duftig: gelbe Früchte, zum Teil etwas tropisch (Maracuja, Banane), aber auch saure Äpfel und Traube. Seine Säure ist angenehm und füllt den ganzen Mund. Ein Wein, der gut als Aperitif herhalten kann, genauso auch leichte bis mittelkräftige Speisen, wie zum Beispiel unser Kürbisrisotto mit Garnelen, sehr gut begleitet, nicht untergeht, sondern eine angenehme Frische dem Ganzen verleiht.

Den 2012er Lerchenberg Müller-Thurgau war gereift, aber gut trinkbar. Ich habe schon jüngere Müller-Thurgau probiert, die nicht mehr trinkbar waren. Im Glas fiel sofort die goldene Farbe auf. Und nach dem ersten Schluck war klar, der muss in ein Rotweinglas. Kalt und im Weißweinglas blieb er verschlossen, geradezu langweilig, da die Säure schon gut abgebaut war und auch die fruchtigen Aromen sehr zurückgegangen sind. Nachdem der Wein im Rotweinglas etwas warm geworden ist, zeigten sich die Reifearomen von gedörrtem Obst wie Feige (erinnerte an in Cocgnac eingelegte Feigen) und Blütenhonig (an Met erinnernd). Eine ganz feine Säure und Frucht umspielten diese Honigaromen. Auch dieser Wein passte hervorragend zum Essen, was mich natürlich sehr freute. Ein Wein den ich für den Preis nicht wieder kaufen würde, aber eine wunderbare Erfahrung war.

Dieser Abend hat gezeigt, wie sich Wein mit den Jahren verändert. Mein Tipp: die Lagen-Weine vom Staatsweingut Meersburg dürfen gerne noch ein, zwei Jahre auf der Flasche reifen. Dann ist die Säure nicht mehr ganz so lebendig und der Wein wirkt ruhiger. 

Zum Dessert haben unsere Freunde einen Slyrs Whisky mitgebracht. Zum Grießflammerie mit Gewürzapfel und Apfeleis ein perfekter Abschluss.